ÖB 04/2019: „Ökonomen-Barometer: Experten sehen schwarz“

Die Stimmung ist so schlecht wie lange nicht, und die Aussichten sind düster: Die von €uro am Sonntag und dem Nachrichtensender n-tv befragten Volkswirte sind angesichts der Wirtschaftslage in Deutschland so pessimistisch wie zuletzt vor fünf Jahren.

von Sonja Funke, €uro am Sonntag (zum Artikel auf finanzen.net)

Nachdem sich das Ökonomen- Barometer bereits in den vergangenen sechs Monaten kontinuierlich eingetrübt hatte, sackte es im April noch einmal drastisch ab und fiel nun auf den tiefsten Stand seit November 2014. Die führenden deutschen Ökonomen bewerten die aktuelle konjunkturelle Lage nur noch mit 49,3 Punkten. Das sind vier Punkte oder 7,5 Prozent weniger als im Vormonat. Erstmals seit fünf Jahren liegt die Bewertung der Lage damit unterhalb der 50-Punkte-Marke, die ein Nullwachstum signalisiert.

Auch die Aussichten sind nach Einschätzung der Experten so zappenduster wie lange nicht: Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind auf 40,4 Punkte und damit um 5,4 Punkte oder 11,9 Prozent gefallen. Sie liegen nur noch knapp über dem Niveau des letzten Tiefpunkts im November 2014 (damals 39,9 Punkte).

Spannend ist nun zu sehen, ob sich das Stimmungstief der befragten Ökonomen mit den Daten des Zentrums für Euro­päische Wirtschaftsforschung (ZEW) deckt, die am Mittwoch (16. April) veröffentlicht werden sollen. Im März hatte der ZEW-Indikator einen überraschend optimistischen Blick der befragten Finanzexperten auf die deutsche Konjunktur offenbart und für Aufsehen gesorgt. Offenbar würden wichtige konjunkturelle Risiken weniger dramatisch eingeschätzt, hatte ZEW-Präsident Achim Wambach die Daten kommentiert.

Dienstleistungen wachsen

Der Chefvolkswirt von Bantleon, Daniel Hartmann, sagt bezüglich des Ökonomen-Baro­meters: „Die deutsche Kon­junktur ist zweigeteilt.“ Die Indust­rie weise rezessive Tendenzen auf, der Dienstleistungssektor wachse hingegen solide. „In den kommenden Monaten sollte das verarbeitende Gewerbe von der sich anbahnenden weltwirtschaftlichen Erholung profitieren. Das BIP-Wachstum sollte im Jahresverlauf wieder anziehen.