ÖB 05/2018: „Ökonomen-Barometer: Trumps Tiraden sorgen für Abkühlung“

US-Präsident Donald Trump hat seine Kritkik an der Handelspolitik der EU verschärft und dabei besonders deutsche Autohersteller ins Visier genommen. „Während es für uns schwierig ist, Autos in die EU zu verkaufen, gibt es umgekehrt einen schrankenlosen Strom von Fahrzeugen etwa von Daimler und BMW in die USA“, sagte Trump. Sie zahlten eine „winzige Steuer“, während die EU „gewaltige Steuern“ verlange.

Nicht zuletzt als Folge der Verschärfung des Handelsstreits rechnen führende Volkswirte in der Mai-Umfrage Ökonomen-Barometers mit einer moderaten Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland – die sich aber weiter auf hohem Niveau hält. Das Barometer von €uro am Sonntag und dem Nachrichtensender n-tv erreichte im Mai einen Wert von 71,9 Punkten, etwas mehr als im Vormonat (71,5 Punkte). Die Pro­gnose für die Entwicklung der nächsten zwölf Monate sank leicht auf 68,0 Punkte (Vormonat 68,2).

von W. Ehrensberger, Euro am Sonntag (Artikel auf finanzen.net)

Die etwas langsamere Gang­art kommt auch in der Wirtschaftsentwicklung im ersten Quartal zum Ausdruck. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hat sich das Wirtschaftswachstum von Januar bis März auf 0,3 Prozent zum Vorquartal halbiert (0,6 Prozent). Für den Rückgang seien geringere Dynamik im Außenhandel, aber auch ein erstmals seit Jahren wieder rückläufiger Staatskonsum verantwortlich.

Trotz politischer Störfaktoren wie Zollandrohungen oder Handelssanktionen bleibt der Rahmen für die wirtschaftliche Entwicklung positiv. Vor allem der private Konsum wird angesichts von Beschäftigungs- und Reallohnzuwächsen die Konjunktur weiter stützen, ebenso die Exporte. Prall gefüllte Auftrags­bücher weist insbesondere die Baubranche auf. Binnen Jahresfrist wuchsen die Orderbestände dort um 17 Prozent auf 41 Milliarden Euro. Experten rechnen für die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr mit stattlichen zwei Prozent Wachstum, die Bundesregierung geht von 2,3 Prozent aus.

Allianz als Klimaschützer

Die im Ökonomen-Barometer befragten Experten befassten sich in der Mai-Umfrage auch mit dem Vorstoß der Allianz, ab sofort keine Kohlekraftwerke und Kohleminen mehr zu versichern und bis 2040 völlig aus dem Geschäft mit Kohlerisiken zu gehen. Als führender Versicherer wolle man so „den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft vorantreiben“, sagte Allianz-Chef Oliver Bäte. Munich-Re-Chef Joachim Wenning lehnte dagegen einen solchen Ausstieg kategorisch ab.

Der klimapolitische Vorstoß der Allianz stößt bei den Volkswirten auf ein geteiltes Echo.

38 Prozent der Befragten be­grüßen die Positionierung des Konzerns gegen Kohlerisiken. 45 Prozent halten dies weder für sinnvoll noch für glaubwürdig. 56 Prozent der Befragten sind zudem der Ansicht, dass die Politik bei der Verfolgung ihrer selbst gesteckten Klimaziele lieber auf Gesetze und Verordnungen setzen sollte, nicht auf politische „Schützenhilfe“ seitens der Konzerne.