Der Index legt im Januar deutlich zu, die konjunkturelle Talsohle dürfte durchschritten sein. Eine steuerlich geförderte 32-Stunden-Woche bei berufstätigen Eltern lehnen die Volkswirte klar ab. Nach drei Monaten mit verhaltener Tendenz schätzen die führenden deutschen Ökonomen zu Jahresbeginn die wirtschaftliche Lage erstmals wieder deutlich besser ein. Die konjunkturelle Talsohle dürfte damit durchschritten sein. Das ist das Ergebnis des Ökonomen-Barometers von €uro am Sonntag und dem Nachrichtensender n-tv für den Monat Januar.
Der Barometer-Wert verbesserte sich im Vergleich zum Vormonat um vier Prozent auf 60 Punkte, die Prognose stieg um knapp drei Prozent auf 68 Punkte. Die Erholung hatte sich ansatzweise bereits im Vormonat abgezeichnet, als der Prognosewert für 2014 nach oben korrigiert worden war.Starke Wachstumsdynamik
Die vom Europäischen Zentrum für Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Börsenprofis hatten vergangene Woche bereits eine Konjunkturbelebung für 2014 prognostiziert. Der ZEW-Indikator zog unerwartet kräftig von 32,4 auf 41,2 Punkte an. Die Fachleute bewerten die Situation der Wirtschaft damit so gut wie zuletzt im Mai 2012. „Seit Monaten erwarten die Finanzmarktexperten einen Aufschwung“, sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest. „Die deutlich verbesserte Lageeinschätzung scheint das nun zu bestätigen.“
Der europäische Einkaufsmanagerindex hat ebenfalls deutlich zugelegt, wobei die Konjunkturaufhellung in der Eurozone breit gestreut ist und die stärkste Wachstumsdynamik seit Juni 2011 aufweist.
Die im Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag und n-tv befragten Experten befassten sich in der Januar-Umfrage auch mit den Plänen von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) für eine steuerlich geförderte 32-Stunden-Woche für Doppelverdiener-Eltern mit Kindern. Diese Pläne fallen bei den Ökonomen klar durch. 85 Prozent lehnen es ab, dass der Staat Doppelverdienern mit Steuermitteln zur Arbeitszeitverkürzung unter die Arme greift. Lediglich 15 Prozent der Befragten sind dafür.
Die Ökonomen schlagen stattdessen insbesondere eine verbesserte Kinderbetreuung vor. So votierten 72 Prozent der Ökonomen für einen stärkeren Ausbau von Kindertagesstätten (Kitas). Für die stärkere Förderung von Ganztagsschulen sprachen sich 60 Prozent aus. Ein Drittel kann sich noch für die staatliche Förderung von unternehmenseigenen Kindergärten erwärmen, ebenso viele für die Einführung eines Familiensplittings.
Staat soll sich raushalten
Schwesigs Vorschlag sei eigentlich das Eingeständnis, dass Arbeit und Elternschaft nicht vereinbar seien, meint Friedrich Heinemann vom ZEW Mannheim.
Der Staat müsse sich nicht auch noch in solche Entscheidungen einer Familie einmischen, ergänzt Alfred Boss vom Institut für Weltwirtschaft Kiel. „Das kann jede Familie je nach Wünschen mit dem Arbeitgeber regeln.“
Ähnlich sieht es Juergen B. Donges von der Uni Köln: „Die Regelung der Arbeitszeiten ist eine Angelegenheit der Tarifvertragsparteien, aber nicht des Staats.“ In zahlreichen Unternehmen gebe es schon heute Regelungen, um Beruf und Familie bestmöglich in Einklang zu bringen. Berufstätige Ehepaare wüssten, dass Kinder Anpassungen erfordern, auch schmerzhafte.
Trotzdem erfüllten sich viele ihren Kinderwunsch. Ökonomen wie Justus Haucap (Uni Düsseldorf) fordern einen einfacheren Zugang zu Kita-Plätzen mit deutlich längeren Öffnungszeiten. Frank Bulthaupt von der Sparkassen-Hochschule spricht sich für die staatliche Förderung unternehmenseigener Kindergärten aus.