Alles rund um die Geldanlage in diesem Jahr: Was Analysten und Volkswirte prognostizieren. Welche Aktien sich lohnen, wo es starke Zinsen gibt, was Bitcoin und Co sowie Gold machen.
Von Wolfgang Ehrensberger
Das Jahr 2025 hat bereits begonnen – doch was können Sie für Ihr Geld erwarten?
Wir zeigen in dieser Top-Story, was führende Ökonomen für die Wirtschaft erwarten und welche Anlageempfehlungen Top-Analysten im Köcher haben. Im großen DAX Check kommt der Leitindex auf den Prüfstand. Sie erfahren, wovon Sie am besten die Finger lassen sollten und wo es die besten Dividenden gibt. Wir lösen das Rätsel um den CEO-Dresscode Lederjacke und geben Tipps zu Zinsanlagen, Top Fonds und Kryptowährungen.
Los geht es aber mit der Umfrage zum Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag, der monatlichen exklusiven Expertenbefragung unter führenden Volkswirten. Wichtigstes Fazit des Jahresausblicks: Die deutsche Wirtschaft wird 2025 zumindest nicht in die Rezession abrutschen.
Daran glaubt eine knappe Zwei-Drittel-Mehrheit in der Dezember-Umfrage. So rechnen 51 Prozent der
Wirtschaftsexperten mit einer 2025er-Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von null bis 0,5 Prozent. Weitere zwölf Prozent prognostizieren 0,5 bis 1,0 Prozent. Eine schrumpfende Wirtschaft und damit Rezession erwarten 37 Prozent.
In ihrem traditionellen Jahresausblick haben die Ökonomen nicht nur
das Wirtschaftswachstum im Blick, sondern auch Inflation und Beschäftigung. So prognostizieren 71 Prozent der Teilnehmer für 2025 eine moderate Inflationsrate zwischen 2,0 und 2,5 Prozent und damit nahe am EZB-Inflationsziel von zwei Prozent. Weitere zwölf Prozent rechnen sogar nur mit 1,5 bis 2,0 Prozent Teuerung.
Die Arbeitslosenquote (November 2024: 5,9 Prozent) könnte sich 2025
zwischen 6,0 und 7,0 Prozent bewegen, glauben 57 Prozent der Teilnehmer. 40 Prozent erwarten eine Bandbreite zwischen 4,0 und 6,0 Prozent. Trotz abgekühlter Wirtschaft rechnen die Experten also nicht mit einer signifikant steigenden Arbeitslosigkeit.
Dabei ging das Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag zuletzt weiter zurück und lag in der Dezember-Umfrage unter den ohnehin schon niedrigen November-Werten. Der Barometerstand zur Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland reduzierte sich um 0,8 Prozent auf 24,4 Punkte. Die Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten ging um 0,5 Prozent auf 19,3 Punkte zurück.
Diskussion um Schuldenbremse
In der Dezember-Umfrage sollten die Ökonomen in der Diskussion um eine Lockerung oder Reform der Schuldenbremse Stellung beziehen. Angesichts der schwachen Konjunktur und dringend nötiger Investitionen, insbesondere in die
Infrastruktur des Landes, werden immer mehr Forderungen nach einer Reform der sogenannten Schuldenbremse laut, die den Spielraum von Bund und Ländern begrenzt, Kredite aufzunehmen. Kritiker warnen jedoch auch davor, die
Haushaltsregeln aufzuweichen. Im laufenden Bundestagswahlkampf wird darüber kontrovers diskutiert.
Auch im Ökonomen-Barometer gibt es keinen klaren Trend: 49 Prozent der Teilnehmer sind dafür, die Schuldenbremse zu lockern, 49 Prozent dagegen. Für den Fall, dass die Schuldenbremse gelockert werden sollte, plädieren allerdings 83 Prozent der Teilnehmer dafür, die freiwerdenden Mittel auf investive Ausgaben beispielsweise in die Infrastruktur zu begrenzen.
In ihren Diskussionsbeiträgen sprechen sich viele Volkswirte für eine zeitlich befristete Lockerung der Schuldenbremse aus. Gleichzeitig tritt eine verbreitete Skepsis zutage, dass die Mittel dann tatsächlich in investive Ausgaben wie Infrastruktur oder Verteidigung fließen werden, sondern in Sozialausgaben wie beispielsweise eine Rentenanhebung.
„Wir brauchen die Aufnahme zusätzlicher Schulden (Sondervermögen) für einen klar eingegrenzten Bedarf in Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz“, fordert beispielsweise Karl Mosler von der Uni Köln. Donner & Reuschel Chefvolkswirt Carsten Mumm verweist darauf, dass in Deutschland enormer Investitionsbedarf herrsche bei gleichzeitig großen freien Kapazitäten in der Industrie und im Bau. „Diese Situation sollte man nutzen, um die Infrastruktur zu ertüchtigen“, so Mumm.
Volker Hofmann, Leiter Volkswirtschaft beim Privatbankenverband BdB, warnt vor einer Fokussierung auf das Thema Schuldenbremse. „Es gibt die Tendenz, die Lockerung der Schuldenbremse als
Patentlösung für fast alle unsere Probleme zu sehen“, erläutert Hofmann. „Das ist ein gefährlicher Trugschluss. Die langjährige Wachstums- und Investitionsschwäche in Deutschland hat vor allem strukturelle Ursachen.“ Ein wirklicher „Befreiungsschlag“ sei daher nur in einem umfassenden Gesamtkonzept möglich, das weitere strukturelle Probleme konsequent angehe, wie eine effizientere Verwaltung oder eine effektivere Besteuerung.