Der Indikator steigt auf den höchsten Wert seit Ausbruch der Corona-Krise. Pandemie-Risiken bleiben.
Von Wolfgang Ehrensberger und Felix Petruschle (Artikel auf boerse-online.de)
Die Konjunkturoptimisten sitzen nicht nur an den Börsen am Drücker, sondern auch beim Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag. In der März-Umfrage hat sich die Stimmung im Vergleich zur Februar-Erhebung deutlich aufgehellt. So kletterte der Indexstand zur Einschätzung der aktuel- len wirtschaftlichen Lage in Deutschland um 18,5 Prozent auf 35,9 Punkte. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020.
Export läuft, Konsum kommt
In ihren Kommentaren bleiben die Experten gleichwohl vorsichtig. „Die pandemiebedingten Risiken für die Konjunktur sind nicht kleiner geworden, eher größer“, warnt beispielsweise Juergen B. Donges von der Uni Köln – keine Einzelstimme.
Unterstützung für die Konjunktur kommt unterdessen vor allem von der deutschen Exportwirtschaft, die im Januar überraschend deutlich (plus 1,4 Prozent) und zum neunten Mal in Folge zulegen konnte. Besonders in den USA und China, den Hauptabnehmern deutscher Waren, stehen die Weichen auf Aufschwung. Sollten in den kommenden Wochen weitere Corona-Lockerungen kommen, dürfte auch die Konsumnachfrage in Deutschland kräftig anziehen. Volkswirte rechnen mit dem stärksten Konsum-Boom seit der Wiedervereinigung.
Digitalkurs der EZB entzweit
Die vorangetriebenen Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung eines digitalen Euro stoßen bei den Volkswirten auf verhaltene Zustimmung. 40 Prozent können sich die Einführung einer solchen Euro-Digitalwährung bis 2025 vorstellen weitere elf Prozent bis Ende des Jahrzehnts. 31 Prozent sehen keine Perspektive für einen digitalen Euro.
Die EZB will mit der Einführung vor allem großen Technologiekonzernen wie Facebook und anderen Zentralbanken Paroli bieten (siehe Interview rechts). So existiert in China bereits ein digitaler Yuan. Beim digitalen Euro handelt es sich um elektronisches Geld, das direkt auf den Konten der Notenbank liegt, im Gegensatz zu den dezentral und privat betriebenen Kryptowährungen wie Bitcoin. 67 Prozent der Ökonomen sprechen sich in der März-Umfrage für eine strengere Regulierung von Kryptowährungen aus. 20 Prozent sind dagegen. Auch die Frage nach dem Zweck von Kryptowährungen wird mit klarer Tendenz beantwortet. 75 Prozent sehen in Kryptowährungen vor allem ein Spekulationsobjekt.
Nachgehakt bei Finanzexperte Sven Giegold: „Wir brauchen strenge Regeln“
und grüner Europa-Abgeordneter über Kryptogeld und Digital-Euro.
€uro am Sonntag: Die EZB arbeitet am digitalen Euro. Was bringt er Verbrauchern?
Sven Giegold: Günstigere, schnellere und sicherere Transaktionen. Bis jetzt entstehen bei Kontoführung oder Überweisungen zum Teil überzogene Kosten.
Warum hat es die EZB auf einmal so eilig?
Seit Facebook 2019 eine eigene Währung ankündigte, sorgen sich Europas Banken um ihr Zahlungsverkehr-Monopol.
Den Banken könnte doch auch ein digitaler Euro der EZB gefährlich werden?
Das stimmt. Einerseits wollen sich die Banken Währungen wie Facebooks Diem vom Hals halten, andererseits keine Kunden an die EZB verlieren.
Weil sie sonst überflüssig werden?
Das glaube ich nicht. Ihr Kerngeschäft ist die Kreditvergabe, wo sie Erfahrung und einen riesigen Informationsvorsprung haben. Außerdem plant die EZB, sie stärker in das digitale Europrojekt zu integrieren.
Gefährden alternative Währungen wie Diem oder Bitcoin die Finanzstabilität?
Wichtige Regeln des Zahlungsverkehrs, wie etwa Kundenidentifizierung, gelten hier nicht mehr. Das macht sie zum Tummelplatz für Kriminelle. Ohne strikte Regulierung besteht zudem die Gefahr, dass sich alternative Geldsysteme entwickeln, in denen nicht der Staat, sondern mächtige Finanzkonzerne das Sagen haben.
Verbraucher wiederum fürchten ein Ende des Bargelds – und die totale Überwachung.
Diese Sorgen sind hysterisch. Nur wegen des digitalen Euro wird niemand gezwungen, digital zu bezahlen. Jeder kann weiter Bargeld nutzen – gerade für kleinere Beträge ist das zu empfehlen. Anders bei Beträgen über 10 000 Euro. Ohne Regeln ist das ein Einfallstor für organisierte Kriminalität. Kein normaler Mensch zahlt schließlich eine Immobilie in bar.